Convento di San Domenico

Wir befinden uns am Anfang des 15. Jahrhunderts, und es besteht ein starkes religiöses Engagement in der Bevölkerung. Vor allem Taggia zeichnet sich durch seine religiösen Einrichtungen aus, obwohl es keine angemessenen Klosterstrukturen gibt. Mit der Ankunft des Dominikanerpaters Cristoforo da Milano im Jahr 1459 bot sich die Gelegenheit, hier Abhilfe zu schaffen.

Mit seinem Charisma überzeugte er die Einwohner von Taggia, den Bau eines Dominikanerklosters in die Wege zu leiten und so den Mangel an klösterlicher Präsenz in der Stadt zu kompensieren.

Der Aufbau erfolgte durch ein Team von lombardischen Mauermeistern in Zusammenarbeit mit lokalen Handwerkern, aber auch durch gemeinsame Anstrengungen der Bevölkerung. Die Wohlhabenden stellten Mittel zur Verfügung, die Bürger leisteten tagelang kostenlose Arbeit und viele Nachbardörfer lieferten Material, Holz und Schiefer.

Die primitive Verbindungsstraße zum Kloster wurde durch einen neuen geraden Weg ersetzt, der den Platz San Domenico mit der Stadt verbindet. Diese neue Zugangsstraße trägt den Spitznamen „Strada dei Signori“ (Straße der Herren), da sie mit der Initiative vom Adel von Taggia im Zusammenhang steht.

Der erste Stein wurde 1460 im Beisein von Bischof Napoleone Fieschi gesetzt, doch im Laufe der Zeit folgten zahlreiche Ereignisse, die das Schicksal des kirchlichen Bauwerks veränderten.

Erst in 1564 wurde das Kloster von barbarischen, algerischen und tunesischen Korsaren überfallen und geplündert. Die Mönche flüchteten in die Stadt und überließen das Gebäude der Wut der Piraten, die es ausbeuteten und entweihten. In den folgenden Jahrhunderten blühten zahlreiche Berufungen unter den Jugendlichen von Taggia und Umgebung auf, die sich danach sehnten, in die dominikanische Gemeinschaft aufgenommen zu werden. Im Jahr 1732 machte die zunehmende Zahl der Bücher den Ausbau einer neuen Bibliothek notwendig.

Nach einer kurzzeitigen Schließung während der napoleonischen Zeit wurde das Kloster 1866 von der italienischen Regierung erneut geschlossen, um sein Eigentum zu beschlagnahmen und die Staatsfinanzen zu unterstützen. Das Kloster blieb für eine lange Zeit verlassen, die Kirche blieb für Gottesdienste geöffnet, aber die angrenzenden Gebäude wurden zu einer Schule und einer Kaserne umgebaut. Nach sechzig Jahren Abwesenheit kehrten die Dominikaner 1926 nach Taggia zurück und begannen unter der Leitung von Pater Nicola Capoduro ein langwieriges Sanierungsprojekt.

Wir haben damit ein Schmuckstück der Kunst in unserem Ligurien zurückerhalten, aber vor allem ein Zentrum des religiösen und kulturellen Lebens, das noch heute von zahlreichen Besuchern besichtigt wird.

Der Kreuzgang:

Wenn wir das Innere des Klosters betreten, befinden wir uns im Kreuzgang. Ein Ort, an dem die Väter sich entspannen, nachdenken, wo eine Atmosphäre des Friedens herrscht. Im Klostergarten kann man einen majestätischen, 500 Jahre alten Olivenbaum spanischen Ursprungs und verschiedene Obstbäume bewundern.

Der Kreuzgang besitzt Kreuzrippengewölbe, welche in ihren innenteil Lünetten mit Fresken die Episoden aus dem Leben des heiligen Dominikus darstellen, einige wahrheitsgetreu, andere legendär, aber immer nützlich für die Predig, enthalten.

In der nordwestlichen Ecke ist der Brunnen zu sehen, in den das Regenwasser aus einem Tank fließt, der auf den Kreuzgang in der Nähe der Tür des Refektoriums liegt.


Die Kirche:

Wir fahren fort, indem wir die Kirche betreten. Die Kirche im gotisch-lombardischen Stil wurde 1490 vom Bischof von Albenga, Leonardo Marchese, geweiht. Beim Eintreten können wir sofort einen einzelnen rechteckigen Raum bewundern, mit vier Kapellen auf jeder Seite, einem falschen Querschiff und dem Presbyterium mit zwei Grabkapellen. Ursprünglich war der Raum durch niedrige Schotten in drei Teile geteilt, die den Chorraum, den Männerabteil der am nähersten am Presbyterium gelegen war, und den Frauenabteil der sich direkt dahinter befand, abgrenzten.

Im Inneren der Kirche befinden sich Werke verschiedener Künstler, darunter Ludovico Brea und Francesco Mazzola, bekannt als Il Parmigianino.

Ludovico Brea: 1450 in Nizza geboren, ist einer der bedeutendsten Maler, der die Kirche verschönerte. Wie für jeden Künstler ändert sich im Laufe der Zeit die Art und Weise, in der er seine Kunst zum Leben erweckt. In der Tat kann man in seinen Werken den Wandel und die Reifung des Stils des Malers bewundern.

– pala di S. Caterina da Siena (1488):

In der Mitte steht die majestätische Heilige Katharina von Siena, zwischen der Heiligen Agatha und der Heiligen Lucia.

Wir können die Symbole wie das Kruzifix, die Lilie, das Buch in der roten Tasche und die Palmen in den Händen der zwei Heiligen, Symbole des Martyriums, betrachten.

Obwohl wir es mit zwei Darstellungen zu tun haben, die eigentlich große Gewalt ausdrücken sollten, ist alles stilisiert und die Gefühle sind zurückgehalten.

In diesem Werk zeigt sich das große Geschick des Künstlers, nach und nach etwas zu wagen. Der größte Teil des Werks steht auf einem goldenen Hintergrund, der in Zeit und Raum stillsteht. Während sich Ludovico in einem kleinen Bereich im oberen Register des Polyptychons an die Perspektive wagt, eine Technik, die er im Laufe der Zeit verfeinern wird.

– La Madonna del Rosario 1512-1513:

Es handelt sich zweifellos um eines der wichtigsten Werke in Ligurien. Das Polyptychon verschwindet, und die Tafel hat ein einzigartiges Thema.

Die Madonna sitzt mit dem Kind zwischen dem Heiligen Dominikus und der Heiligen Cecilia und musizierenden Engeln auf dem Thron. Zu ihren Füßen stehen links die Geistlichen mit dem Papst im Vordergrund und rechts die Gläubigen und der Kaiser.

Alle Figuren halten einen Rosenkranz in den Händen. Den Heiligen Dominikus wird der Tradition nach, die Erfindung der mnemotechnischen Wiederholung zugeschrieben.

Es handelt sich um ein stilistisch sehr wichtiges Gemälde: Der Einfluss des Kontakts mit dem Maler Vincenzo Foppa, der Brea zur Renaissance führte, ist hier offensichtlich.

Beachten Sie die Perspektive, vor allem im Thronsaal, und die Natur im Hintergrund.

Parmigianino oder Cambiaso? L’adorazione dei Magi (Anbetung der Heiligen Drei Könige)

Dies ist wahrscheinlich das wichtigste Werk des Klosters, gleichzeitig aber auch eines der geheimnisvollsten. Es ist weder sicher, wer der Autor ist, noch ist bekannt, wie es hierherkam.

Es wurde 1995 gestohlen und 2001 wiedergefunden und ist nun, ohne seinen wertvollen geschnitzten Originalrahmen zu sehen.

Es ist ein Werk im manieristischen Stil, dessen Organisation und technische Details darauf hindeuten, dass es sich um ein Werk von Francesco Mazzola, genannt Parmigianino, handeln könnte.

Dieses Werk stellt die biblische Szene der Anbetung der Heiligen Drei Könige dar: Wir sehen die heilige Maria, die das Jesuskind hält, die Heiligen Drei Könige und den heiligen Josef.

Giovanni Canavesio:

Piemontesischer Maler und Priester, der zwischen 1472 und 1500 in Nizza und Westligurien sehr aktiv war.

Polyptychon des Heiligen Dominikus, die Kirchenväter: Auf diesem Polyptychon sind der Heilige Dominikus und die Kirchenväter zu sehen: der Heilige Ambrosius, der Heilige Hieronymus, der Heilige Gregor und der Heilige Augustinus.

Oben: Der heilige Ludwig, Bischof von Toulouse; der heilige Johannes der Täufer; die heilige Maria Magdalena; der heilige Louis, König von Frankreich.

Oben in der Mitte bietet die Jungfrau Maria dem Jesuskind Kirschen an (ein Symbol für die künftige Passion von Jesus, aber auch eine Hommage an die lokale Umgebung, denn Kirschen sind eine typische Frucht in Taggia).

Ein Werk mit großer Aufmerksamkeit für Form und Farbe, im spätgotischen Stil, aber offen für Innovationen, die Dreidimensionalität und Monumentalität anstreben.

Sakristei:

Wir begeben uns in die Sakristei durch eine Tür, die von einem Basrelief aus Schiefer überragt ist. Es ist ein sehr heller Raum mit gotischen Verzierungen, Schränken, einem Marmorwaschbecken mit Puttigesichtern, einer Madonna della Misericordia aus Schiefer und einem Tondo mit dem Heiligen Dominikus. Zum weiteren gibt es hier einen wertvollen Wandschrank aus Holz und Schiefer, der von Ludovico Brea verziert wurde und von einem toten Christus aus Schiefer überragt wird.

Kapitel Saal


Wir betreten nun den Kapitelsaal, den Ort, an dem sich die Mönche versammelten, um zu beten, wichtige Entscheidungen zu treffen oder theologische Fragen zu diskutieren.

In diesem Raum befindet sich ein Fresko von Canavesio „Crocifissione e Santi” („Kreuzigung und Heilige“) aus dem Jahr 1482, das durch die Öffnung von zwei Fenstern (während der Zeit, als das Kloster als Kaserne genutzt wurde) zerstört wurde.

Museum:

Der nächste Raum ist heute das Klostermuseum. Früher diente es als Wohnheim für Konvertiten, heute ist es eine Winterkirche und ein Museum.

Refektorium:

Das Refektorium ist schließlich ein großer Raum, in dem näher an der Küche die Konversen und weiter hinten am Fresko die Mönche aßen.

Auch hier ist ein wunderschönes Fresko von Giovanni Canavesio zu bewundern, die „Crocifissione con San Domenico“ („Kreuzigung mit dem Heiligen Dominikus“) (1482), ein strenges und dramatisches Fresko.

Auf dem großen Wappen der Dominikaner am Gewölbe des Refektoriums ist der Hund mit der Fackel im Maul zu bemerken, der sich über das Buch und die Welt hockt, unter der Inschrift „veritas“.

Eine Besonderheit ist das Wortspiel Dominikaner als Ableitung von „domini canes“ (wörtlich: Gottes Hunde): Die Dominikaner sind in der Tat wie ein beharrlicher Hirtenhund, der Licht spendet und Gottes Herde bewacht.

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